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Zwei Frauen in Prag

  • SJaidhauser
  • vor 18 Stunden
  • 3 Min. Lesezeit


Eigentlich wollten meine Tochter und ich nach Paris, das war schon seit einem Jahr (Geschenk zu meinem 60er) so geplant und sogar gebucht – und dann beschloss die Bahn, den Nachtzug nach Paris zu streichen. Kurzerhand beschlossen wir stattdessen nach Prag zu fahren – gemütliche vier Stunden Zugfahrt – und wenn sie den Zug streichen, kann man zur Not mit dem Auto fahren. Wir nahmen erste Klasse. Das ist wie bei uns die zweite, aber ab und zu kommt jemand und will Snacks verkaufen.

Der nette Herr am Bahnhof schaute schief, als ich nach einem Taxi ins Hotel fragte und meinte, Uber sei besser. Aus Überzeugung suchten wir ein Taxi. Der Fahrer schaltete sogleich den Taxameter aus und nannte einen viermal so hohem Preis, wie das Uber gekostet hätte. Aber bitte.




Empfehlung: unbedingt ein sehr zentrales Hotel oder Wohnung nehmen. Man ist in Prag kaum auf Verkehrsmittel angewiesen, alles ist sehr nah, deshalb macht man viele Kilometer. Da tut es gut, zwischendurch auf dem Zimmer mal relaxen zu können. Wir hatten eine schöne Wohnung nahe des Rathausplatzes, wo gerade Ostermarkt war. Und weil dort alles viel schöner und anders ist als bei uns, kauften wir Tischdecken, Keksstempel und fast hätte wir einen Osterkranz genommen.


Beim Warten auf den Bus empfiehlt sich ein grünes Bier. Das wird zwar an sich in Prag nur am Gründonnerstag getrunken, aber für die Touris täglich angeboten. Das Grün entsteht durch ein besonderes Malz, eines färbenden Kräuteraufgusses und eines grünen Likörs.





Ich wollte unbedingt eine Runde mit einem Hop Hop off. Achtung, es gibt verschiedene Anbieter und nicht alle sind koscher! Wir hätten eine Bootsfahrt dabeigehabt, die wurde aber angesichts weniger MitfahrerInnen kurzerhand abgesagt. Eigentlich ist die Straßenbahn 20 ohnehin besser – da kommt man auch fast überall hin und es kostet nicht mal einen Euro. Trotzdem waren wir in kurzer Zeit auf der Burg und machten uns durch Gärten, Veitsdom, Schlosssäle und das goldene Gässchen wieder auf den Weg nach unten. Durch die Kleinseite ist man schnell wieder im Zentrum.




Tipp: Café Slavia. Das berühmteste Café von Prag, direkt an der Moldau, sehr stylisch, guter Service und trotzdem nicht teuer. Wir haben uns dort mehrmals vom vielen Gehen mit heißer Schokolade und einer Mehlspeise erholt.


In Prag kann man nämlich endlos gehen. Immer wieder kommt man durch eine malerische Gasse, die man noch nicht gesehen hat oder an einem schrägen Geschäft vorbei oder dem mehrere Meter hohen sich ineinander verschiebenden Kafka-Kopf aus Metall.  In einem Gasthaus wird der Sliwowitz in riesigen, vorgewärmten Gläsern ausgeschenkt und bekommt dadurch ein tolles Aroma.




Ein wichtiger Punkt war das alte jüdische Viertel, das gleich an die Pracht Straße Pariska anschließt.


Der jüdische Freidhof ist ein stiller grüner Ort, auf dessen Grashügeln sich Grabsteine häufen, weil der jüdische Glaube nicht erlaubt, Gräber aufzulassen. Unter anderem findet man hier die Grabmäler des berühmten Rabbi Löw und des reichen Mordechai Meisel. Beide kommen übrigens im Roman „Nachts unter der steinernen Brücke“ von Leo Perutz vor – ein Must für Prag-BesucherInnen.



Die Pinkas Synagoge sollte man nicht als letzte machen: alle Räume sind hier handschriftlich mit den den Opfern der Shoa aus Prag und dem restlichen Tschechien beschriftet – ein beklemmender Anblick. Aber auch in der Spanischen Synagoge, von außen ein Betonklotz, innen wunderschön gestaltet, erhält man Einblick in den jüdischen Alltag


und jüdische Schicksale.

Und dann waren die drei Tage in Prag um, und wir hatten das Gefühl, es hätte noch so viel zu sehen gegeben. Übrigens: die Rückfahrt zum Bahnhof haben wir mit dem Uber gemacht.




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