Druck Dir was
- SJaidhauser
- 21. Sept.
- 4 Min. Lesezeit
Barbara Chiodo über die kreativen Möglichkeiten des 3D Drucks

Bitte erzähl mir ein bisschen etwas über Dich:
Ich bin 2006 aus der Schweiz nach Österreich gekommen und mit einem Niederösterreicher verheiratet. Ursprünglich bin ich Volksschullehrerin und habe noch eine dreijährige Zusatzausbildung in Sonderpädagogik gemacht. Aber weil mich neue Dinge schon immer gereizt haben, habe ich in der Schweiz zusätzlich eine Ausbildung zur Webdesignerin absolviert. Auf diesem Gebiet war ich lange Zeit aktiv, vor allem mit animierten Webseiten – mein Spezialgebiet war damals Macromedia Flash (was leider irgendwann eingestellt wurde, schade!). Von 2011 bis 2020 war ich dann als Deutschtrainerin beim BFI und der VHS Amstetten unterwegs. Seit 2021 bin ich nun in Pension und widme meine Zeit mit großer Freude meinen Hobbys: 3D-Druck, Malen, Stricken, Webdesign und kleinen Online-Anwendungen mit und ohne KI. Weil ich sehr neugierig bin, kommt ständig etwas Neues dazu!
Was macht Dir am 3D-Druck besonderen Spaß?
Für mich ist es der "Wow!"-Faktor – die Möglichkeit, schnell von einer Idee zum fertigen Objekt zu kommen. Die Zeit bis zum fertigen Entwurf ist natürlich abhängig davon, wie komplex das Objekt ist, aber meiner Kreativität kann ich im Rahmen des technisch Machbaren einfach komplett freien Lauf lassen! Ein Schmuckstück wie Ohrringe oder ein Anhänger ist nach dem Entwurf wirklich schnell gedruckt. Und falls mal eines verloren geht? Kein Problem – ich drucke es einfach nochmal!

Welche Software verwendest Du?
Für den Start empfehle ich die kostenlose, webbasierte 3D-Software Tinkercad. Mit etwas Einarbeitung lassen sich damit wirklich schnell coole dreidimensionale Gegenstände kreieren. Blender ist zwar auch eine Option, aber im Gegensatz zu Tinkercad deutlich schwieriger zu lernen. Gerade für Anfänger und Kinder ist Tinkercad eine super lustige und spielerische Art, 3D-Formen zu begreifen und zu erstellen. Ich würde das heute definitiv im Schulunterricht einsetzen!

Was kann man erstellen?
Die Grenzen setzt meistens nur die Größe des Druckbetts. Mit einem gängigen Bett von 25x25x25 cm lässt sich aber schon jede Menge machen: Schmuck, kleinere Vasen, Behälter, Ersatzteile für den Haushalt und vieles mehr. Ich habe mich bisher vor allem diesen Alltagsgegenständen gewidmet, aber meine wahre Liebe gilt nach wie vor den Schmuckstücken. Ich bin ganz zufällig bei einem Online-Kurs auf den 3D-gedruckten Schmuck gestoßen – Liebe auf den ersten Klick! Neuerdings hilft auch die Künstliche Intelligenz (KI) im Schmuckdesign. Es gibt Programme, die von der KI generierte 2D-Entwürfe direkt in beeindruckende 3D-Objekte umwandeln. Das erweitert den Spielraum ungemein!
Wie kommst Du auf Deine Ideen?
Meine Modelle entstehen oft ganz spontan: inspiriert durch eine spannende Form in der Natur, eine Impression aus dem Fernsehen, alte Erinnerungen oder eine Geschichte, die ich gerade gehört habe. Und bei den Farben? Da lasse ich mich einfach von den Jahreszeiten und der momentanen Stimmung leiten! Aktuell drucke ich zum Beispiel Weihnachts-Deo-Behälter, die man beliebig mit ätherischen Ölen beduften kann. Den Stern habe ich als Schwarz-Weiß-Bild von der KI generieren lassen und dann ins STL-Format umgewandelt. Das STL-Format (Stereolithographie) ist nämlich das, was der Drucker dann versteht und drucken kann. Die in STL umgewandelten Formen werden in sogenannte Slicer-Programme importiert und von dort aus über WLAN an den Drucker gesendet. Der Slicer bereitet das Objekt auf den Druck vor. Ich kann hier die z.B. die Geschwindigkeit des Drucks, die Füllung, das Material, eventuelle Stützstrukturen, die Schichtstärke u.s.w. angeben. Hiervon hängt dann weitgehend auch die Qualität des Drucks ab.
Welches Material ist dazu nötig?
Ganz klar: Das wichtigste Tool ist der 3D-Drucker selbst. Ich habe mit einem Mini-Drucker begonnen, der kaum größer als DIN A4 war und fast auf mein Nachtkästchen gepasst hätte! Für den Einstieg war er super und das war auch gut so, denn am Anfang unterlaufen einem in der Handhabung doch einige Fehler. (Kleiner Tipp: Beim Kauf unbedingt auf die Lautstärke achten – nicht alle sind leise!) Was ich am Anfang auch lernen musste: Manchmal will das Druckstück einfach nicht auf dem Druckbett haften. Das ist wirklich das Nervigste am 3D-Druck! Dann startet die Suche nach Lösungen im Internet (meistens auf YouTube) – aber zum Glück wird man immer fündig!
Das nächste wichtige Material ist das Filament für die sogenannte additive Fertigung. Additiv, weil das geschmolzene Material (Filament = Faden) langsam und regelmäßig hinzugefügt wird, bis das 3D-Objekt fertig ist. Es gibt eine riesige Auswahl an Filamenten. Ich verwende für meine Zwecke nur PLA, weil das völlig ausreicht. PLA ist ein Bio-Kunststoff, der aus pflanzlichen Rohstoffen (wie Mais oder Zuckerrohr) hergestellt wird. Er durchläuft zwar einen chemischen Prozess und ist daher nicht 100% natürlich, ist aber unter Hitzeeinfluss abbaubar. Trotzdem sollte man die Dämpfe beim Drucken nicht direkt einatmen. Ein separater Bastelraum ist hier die beste Lösung!
Wer sich für andere Materialien interessiert: Einfach mal im Internet unter "Materialien für den additiven Druck" stöbern!
Ist 3d Druck sehr teuer?
Auch die Kosten hängen von der Größe des Modells ab. Für meine kleinen Gegenstände halten sie sich aber wirklich in Grenzen. Der Druck eines Pflanzenübertopfs in der Größe 10x10x10 cm kostet beispielsweise ca. 2 € bis 7 € (je nach Filamentpreis). Schmuckstücke wie Ohrringe sind logischerweise viel kostengünstiger. PLA-Filament gibt es in Rollen von 250 g bis 1 kg. Die Preise für 1 kg variieren stark je nach Farbe und Sorte (z. B. Standard oder Silk-PLA). Das einfachste Material startet aber schon bei ca. 15 €/kg.

Was gibt es noch zu sagen?
Zwar ist der Bereich des 3D-Drucks historisch und statistisch betrachtet noch immer tendenziell eine Männerdomäne, doch diese Zeiten ändern sich rasant! Dank intuitiver, webbasierter Programme wie Tinkercad ist diese kreative Tätigkeit heute für alle – selbst für Kinder – einfach zugänglich. Die stetig sinkenden Druckerpreise machen den Einstieg zudem erschwinglich. Wer diesen spannenden Bereich hautnah erleben möchte, dem empfehle ich den MakerSpace Amstetten. Seit einigen Monaten bin ich dort Mitglied; es ist eine wirklich inspirierende und kreative Einrichtung, die Interessierten einen umfassenden Einblick in den 3D-Druck (und vieles mehr!) bietet.
Online-Tools/Links für Interessierte (mit vielen kostenlosen Modellen)
Thingiversehttps://www.thingiverse.com
Printableshttps://www.printables.com/de












