Kurzbericht einer Reise
Zugegeben, die Anreise war lang. Aber wenn man mal dort ist, haben sich die 16 Stunden Autofahrt gelohnt.
Die Zeit scheint dort langsamer zu vergehen, die Menschen scheinen mehr Zeit und weniger Stress zu haben. Nach dem mehrgängigen Abendessen kommt noch ein Kaffee, dann ein Pastis.
Man kann stundenlang über einen Markt spazieren, schauen und bunte Einkaufskörbe, sonnengereifte Paradeiser (schmecken besser als bei uns), Baguette und Bergerac-Wein und vieles erstehen. Dann setzt man sich in ein Café und sieht bei einer Noisette oder einem Jus d’Orange dem Treiben zu – die Einheimischen gehen dort auf den Wochenmarkt ihr Obst und Gemüse kaufen, und es ist auch nicht teurer als im Supermarkt.
Es gibt wunderschöne Dörfer, wo man in der Mittagszeit nur die Vögel zwischen den ockerfarbenen, rosenbewachsenen Häusern zwitschern hört. Und Schlösser. Viele Schlösser. "1001 Chateaus" heißt das Périgord und das stimmt. Zuweilen sieht man von einem Standort nicht weniger als vier eindrucksvolle Schlösser auf einmal: Castelnaud, Beynac, das Chateau des Milandes (früher von Josephine Baker bewohnt) und eins, das wir nicht identifizieren konnten, weil es in Privatbesitz ist.
Zu empfehlen: eine Kajak- oder Bootsfahrt auf der Dordogne. Man gleitet still dahin, rechts und links die dicht bewachsenen grünen Ufer. Und dann wieder: ein Schloss. Oder ein schönes Dorf.
Wenn man ein Weinfan ist, muss man unbedingt nach Pomerol oder Saint-Emilion, um in einem der vielen Weingüter (manche sind wirklich Schlösser) einen Grand Cru zu verkosten und zu kaufen, wenn er schmeckt. Das Périgord ist ein Paradies für Gourmets: es gibt viele leckere Speisen; am bekanntesten sind vielleicht von dort die Trüffel, Walnüsse und Gänseleber. Einziger Nachteil für VegetarierInnen: die Franzosen sind Fleischesser. Selbst beim Inder gab es nur zwei vegetarische Gerichte. Aber die waren dafür sehr gut.
Nicht auslassen: Lascaux 4: in der 1:1 nachgebildeten Cro-Magnon Höhle finden sich die ältesten Höhlenzeichnungen der Welt. In leuchtenden Farben tummeln sich Stiere, Hirsche und stämmige Pferde auf dem Kalk, alle in Bewegung, dynamisch, lebendig.
Letzte Station: Bordeaux. Die angeblich zweitschönste Stadt nach Paris, aber ohne die Hektik. Kopfsteingepflasterte Straßen, imposante Bauten aus hellem Sandstein, naturbelassene Flächen am anderen Garonne-Ufer: ein schöner Platz für gemütliches Shoppen, Spazieren am Flussufer oder ein Glas Rosé im Straßencafé.
Und die Franzosen sind höflich. Es ist wichtig zu grüßen, sobald man ein Lokal oder ein Geschäft betritt, dann wird man freundlich behandelt, auch wenn’s Französisch nicht über Bon Jour hinausreicht.
Auch deshalb war der Abschied von dieser wunderschönen Gegend so schwer. Au revoir und bonne journée!
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