Interview mit der Künstlerin Malika Misirpashaeva
- SJaidhauser
- 28. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
von Barbara Chiodo

„Ich bin 1982 in Moskau geboren“, beginnt Malika unser Gespräch. „Meine künstlerische Reise begann schon früh. Nach dem Moskauer Animationskino-Lyzeum und meinem Studium als Kostümdesignerin an der Staatlichen Universität für Design und Technologie in Moskau habe ich eine Weile als Modedesignerin und Grafikdesignerin gearbeitet.“

Sie lächelt und nimmt einen Schluck von ihrem Kaffee. „Aber dann hat mich das Leben nach Österreich geführt, und das hat alles verändert. Hier habe ich mich der lokalen Kunstszene angeschlossen und an Ausstellungen teilgenommen. 2016 war ich beim Internationalen Künstlerfestival ‚Weggehen – ankommen – wo bleiben‘ in Amstetten dabei. 2018 habe ich mit vier anderen jungen Künstlern in Amstetten bei der Ausstellung ‚Junge Kunst‘ ausgestellt, wo ich einige meiner Acrylbilder präsentieren konnte. Im Rahmen meiner Ausbildung habe ich 2023 in Köln mein Videokunstwerk ‚Infinity‘ auf der Ausstellung ‚Supernova‘ präsentiert. Mein Fotoprojekt ‚New Life. Visualization of Excessive Consumption‘ war vom 14. bis 24. März 2024 in Aachen bei der ‚Supernova‘ zu sehen. Vom 5.-7. September letzten Jahres zeigte ich in Dortmund mein Projekt ‚Echoes of the Past. Whispers of the Future‘.“

Ich frage sie, wie sich ihre Kunst durch den Umzug verändert hat.
„Oh, das ist eine interessante Frage“, antwortet sie. „In Moskau war ich eine typische Großstadtbewohnerin, und das spiegelte sich definitiv in meiner Kunst wider. Natürliche Motive waren in meinen Werken eher selten zu finden. Seit ich in Österreich lebe, bin ich der Natur so viel nähergekommen. Schließlich braucht man nur ein paar Minuten mit dem Auto, um an einen malerischen, inspirierenden Ort zu gelangen.“
„Und wie kombinierst du Malerei und Fotografie?“, frage ich neugierig.
„Das ist eine lustige Geschichte“, lacht sie. „Ich habe schon immer gezeichnet, solange ich mich erinnern kann – es war ein fester Bestandteil meines Lebens. Mit der Geburt meines Kindes habe ich mich aus praktischen Gründen mehr der Fotografie zugewandt. Ich brauche keinen festen Arbeitsplatz und kann relativ schnell Ergebnisse erzielen. Meine künstlerische Ausbildung hat mir beim Erlernen der Fotografie sehr geholfen, und die Fotografie wiederum hat meine Sichtweise auf viele Dinge verändert. Es entstand eine gegenseitige Durchdringung der beiden Bereiche, die hoffentlich zu etwas Interessantem führen wird. Natürlich habe ich die Absicht, zur Malerei zurückzukehren – es gibt bereits begonnene Bilder und Ideen, wie man beide Kunstformen miteinander verbinden kann.“

„Was inspiriert dich denn so?“, möchte ich wissen.
„Mich inspiriert – wie wahrscheinlich die meisten Menschen, die mit Kunst zu tun haben – das, womit wir in unserem Alltag konfrontiert werden, was uns bewegt, die Fragen, auf die es keine eindeutigen Antworten gibt, und die Probleme, für die es keine klaren Lösungen gibt. Ein Beispiel dafür ist eines meiner letzten Fotoprojekte über übermäßigen Konsum. Beim Umzug in eine neue Wohnung wurde mir plötzlich bewusst, wie unüberlegt und oft ohne wirkliche Notwendigkeit wir große Mengen an Kleidung und Schuhen kaufen. Ich fühlte eine persönliche Verantwortung, führte eine kleine Recherche durch, beschäftigte mich mit Statistiken und zog einige Schlüsse. Doch dieses Thema ließ mich nicht los – ich wollte das Publikum darauf aufmerksam machen. So entstand mein Fotoprojekt …“

Ich frage sie, wie sie als Mutter und Künstlerin alles unter einen Hut bringt.
„Meine Familie gerät sehr oft vor meine Kamera, da ich selten die Möglichkeit habe, andere Menschen zu fotografieren. Auf diese Weise verbringen wir Zeit zusammen, sind mit einer gemeinsamen Aufgabe beschäftigt, unternehmen kleine Ausflüge und entdecken neue schöne Orte.“
Zum Abschluss frage ich, ob sie ihre Kunst lieber anonym präsentiert oder ihr der Austausch mit dem Publikum wichtig ist.
„Einerseits bin ich ein sehr schüchterner Mensch, andererseits interessiere ich mich immer für die Meinung anderer über meine Arbeit – sonst hätte das Ganze wenig Sinn. Erst in letzter Zeit habe ich in dieser Hinsicht eine gewisse Balance gefunden. Das liegt an meiner Ausbildung in Fotografie im Online-Kurs von Katharina Mikhrin und an meiner Arbeit an Fotoprojekten. Der Kurs war so aufgebaut, dass alle Teilnehmer die Arbeiten der anderen sehen und frei diskutieren konnten, wobei wir Kritik und Ratschläge gelassen annahmen. Anonymität schränkt meiner Meinung nach die Möglichkeiten ein und bremst die Entwicklung. Natürlich arbeite ich immer noch an mir selbst und versuche, einer bestimmten Strategie zu folgen.“
